Tymmo-Kirche
 

AUS DER KIRCHENGEMEINDE

 

PLATTDÜÜTSCH

IN KARK


Romantik un blage Striemen

Mien Fründ „Peter“ weer Moler, aver og jümmers noch son beten Seemann, or beter seggt, he weer Fischer mit’n Rest vun Romantik. Weer he doch bi Kriegsend mit den groten Treck vun Pommern, no Hamborg komen un in Finkwarder anland. Kinner hebt dat jo meist wat lichter, ward se rutreten ut jümmer Heimot, se speelt mit anner Kinner un dorbi hett Peter og Platt liert. To de Tied geef dat ob Finkwarder noch vele Fisher un kemen nu Ferien, düttmol to Wiehnachten, is he mit enen Kutter rutfohrt, to’n Fischfang. „An Bord weer de Schipper, twee Fischerlüüd un ik as Schippsjung.“ So vertell he. „Bie’t Fischen sünd al Lüüd vergnöögt un sünd de Netten vull, is og de Stimmung good, Leder ward sungen,    nu og al mol en Wiehnachtsleed. To Wintertied sünd de Daag kort, fröh ward de Nachtwach indeelt. Ik weer düttmool mit de twete Wach an, de Schipper wies mi noch un nochmool in: „Pass mi ob de Lüchen ob un mook mi keen Feuer mit Petroleum, mook Alarm wenn Fisch to sehn is!“ So seeg he un gung to Puch. „Ik weer alleen ob Deck, de Kutter leeg so still as ob en’n Aantendiek, wied buten in de grote See. Keen Lufttoog, keen Luud, blods en lieses Snorken keem ut de Kojen vun de Fischerlüüüd. Ik güng ob liese Sohlen mien Runnen, keek no de Positionslüchen, de Moand güng ob un sien Lücht mook dat Woter deep un gröön. Noch en Run’n un dat Gröön misch sik mit Sülber un jümmer mihr, bit aln’s sülber weer. Fisch, so wiet ik kieken kunn un uns Kutter merden in. Ik reet dat Muul ob, Alarm, rut ut de Kojen, aver keen Ton wull ut mien Kehl rut, stunn blods dor un kunn dat wunnersome Bild nich twei moken. Stunn dor as in’n Droom un kunn mi nich rögen, bit ik en in’n Nacken kreeg: „Du verdreide Bengel!“ Schreeg de Schipper un no ünnen to „rut ut de Kojen, mook de Netten kloor!“ De Diesel wöör ansmeten un achter de Fisch ran, aver veel weer nich mihr to fangen, de Swarm weer al aftrocken.

Nu kreeg ik wat mit’n Tauend, toerst de Schipper, den de beden Fischerlüüd un de an dullsten, weern se doch an den Fang beteiligt. Mien Oors weer gröön un blaag, ik kunn dree Daag nich sitten un lopen, aver to Wiehnachten weer ik wedder bi Mudder to Huus ob Finkwarder. Dat scheune Bild is mi bleven: Uns Kutter wied buten ob See, in’n hellen Moandenschien, in’n groten sülber’n Fischswarm!“    Richard Weigand

 

Zeichnung R. Weigand

Grote Gnaad - in uns Hannen

Vun grote Gnaad harr uns Paster predigt. Gnaad för Arme un Hungrige, in Kriegs- un Nokriegstieden. To de Tieden harrn al de Minschen Smacht, de Utbombten ut de Städte, de Verdrebenen ut Ost un Westpreußen un og de Hiesigen. Dor weer dat een grote Gnaad vun de Buern, de hungrigen Minschen, ob ehr Feller, Kantüffel stoppeln to loten un later og de Aehren vun dat Kurn to sammeln.

De Gnaad mit Kantüffel stoppeln, harr aver og mit de Landmaschin to doon, de Buur plöög mit Peer un Roder, de Kantüffel ut de Eer. De müssen nu vun Helperslüüd obsammelt warden, dorbi bleven Kantüffel in de Eer un vele wörn og vun de Helper mit de Scho wedder rinnpett. Mach ween se hebt dor later sülben stoppelt.

Mit son Arbeed heff ik mi dat erst Geld verdeent, Kantüffel sammeln, Roben planten, og Roben trecken. Foftig Penn de Stünn, tweeföftig för den halven Dag. Roben trecken güng bi uns og mol anners, wi harrn wedder mol Smacht un nix to Eten, wussen aver een godes Feld mit Steckröben, uns Överlebensmiddel to de Tied. Man mit twee Roben in de Hannen, kreeg de Buer mi foot un in sien grote Gnaad hau he mi fix wat ob'n Moors. De Roben heff ik liekers mitbröcht un de Wehdaag og flink vergeten. Aver nu weer Konfirmanden-Ünnerricht, mit achtein Jungs in den Johrgang. Dor keem no'n Ogenblick de Fraag vun den Paster: „Richard, du kennst das siebente Gebot?" „Ja-a, du sollst nicht stehlen!" „Und die Steckrüben?" Froog he. „Oh Mann, woans weet he dorvun?" frag ik mi un anter em „ik harr Hunger!" Vun achter keem de Fraag vun een vun de Jungs: „Herr Paster, welche Nummer bekommt das Gebot?"„Du sollst nicht Hunger leiden!" Mi dücht de Paster krööp son beten in sik rin, brabbel wat vun böse Tieden un wieder güng de Ünnerricht. As Grote Gnaad is mi för mien Leefdag bleven: „Dat wi düsse legen Johrn heel un gesund överleeft hefft, in Freden un Frieheet!"

Ach bleib mit deiner Gnade bei uns, Herr Jesu Christ, dass uns hinfort nich schade des bösen Feindes List!   Richard Weigand


Evangelische Freiheit    Leitartikel Tymmo-Bote 128, September 2020

Die Stimmung ist gereizt. Die Mächtigen in Staat und Kirche achten mehr auf ihr eigenes Wohlleben als auf die Gesundheit der Bevölkerung, befördern Vetternwirtschaft und Korruption. Wer es sich noch leisten kann, schweigt dazu - oder kollaboriert. Neue Medien entwickeln sich rasant und geben dem Volk eine Stimme. Sie rufen nach gleichem Recht für Jedermann, nach Erlösung von Unterdrückung der vitalen Bedürfnisse, nach Freiheit.

So wird Martin Luther als „kleinesMönchlein" die Stimmung zu seiner Zeit erlebt haben, ebenso wie die Propheten Jesaja, Amos und Micha in der Zeit, als nach etwa 300 Jahren die Zeit eines eigenen Königreiches in Israel und Juda zu Ende ging, das die Könige David und Salomo begründet und durch geschickte Weltpolitik zu einer gewissen Größe geführt hatten. Heute fragen einige: Wo ist die Stimme der Kirche, wenn die Freiheitsrechte der Menschen eingeschränkt werden? Wo bleibt der Aufschrei der Christen, weil ihnen untersagt wird, ihr wichtigstes Fest, Ostern, gemeinsam im Gottesdienst zu feiern - und sich allgemein, auch jetzt noch, nur mit massiven Einschränkungen in ihren Kirchen zu treffen? Sind die Kirchen wieder „gleichgeschaltet"? Warum zeigen sie nicht Flagge bei den „Gesundheitsdemos“? Ist „Corona" nur das Deckmäntelchen einer Verschwörung reicher und mächtiger Menschen, die Angst haben, etwas abgeben zu müssen? Früher, zu Luthers Zeiten, hätte man wohl gefragt: Ist es Teufelswerk, das die von Gott geschenkte Freiheit der Christen, sich zu versammeln, untergräbt und beschneidet? Dieser Stimmung gegenüber beschreibt Luther 1520 - hellsichtig und mit gutem Gespür für die Menschen, wie immer -, ein Jahr vor Wormser Edikt und Flucht auf die Wartburg, vier Jahre vor den Aufständen der Bauern und fünf vor deren unglaublich gewaltsamer Niederschlagung durch fürstlich bewaffnete Armeen, was „evangelische Freiheit" eigentlich bedeutet, nämlich aus freier Entscheidung dem Leben der Menschen zu dienen. Wie immer begründet er dies zuerst mit der Bibel. Er beruft sich dabei auf seinen liebsten Apostel der Freiheit, auf Paulus, der im 1. Korintherbrief (9,19) schreibt: Ich bin frei in allen Dingen und habe mich zu jedermanns Knecht gemacht. Dieser Satz bringt Luther zu seinen zwei grundlegenden Thesen:

a) Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemand untertan, b) Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan. Damit will er sagen, dass der rechte Gebrauch christlicher bzw. evangelischer Freiheit darin besteht, dass wir von niemandem zu irgendetwas verpflichtet werden können (vgl. Röm. 13,8), aber gerade deshalb, weil wir an diese von Christus mit seinem Leben erkaufte Freiheit glauben, nichts anderes wünschen und wollen, als diese Freiheit für die Würde und das Leben der Menschen einzusetzen. Weil Gott seine Position in seinem eigenen unabhängigen „Himmel" aufgegeben und sich in Christus zum Untertan aller Menschen gemacht hat, wollen Christen, die ihm folgen, auch nichts anderes (vgl. Gal. 4,4).

Im zwanzigsten seiner dreißig Artikel der „Freiheitsschrift" schreibt er wörtlich: Der Mensch ist zwar innerlich, in Beziehung auf die Seele, durch den Glauben genugsam gerechtfertigt (- von Sünde freigesprochen) ... Dabei bleibt er aber doch noch in diesem leiblichen Leben auf Erden und muss seinen eigenen Leib regieren und mit den Leuten umgehen. ... Der innerliche Mensch ist ja mit Gott einig, fröhlich und voll Lust um Christi willen ... und seine ganze Lust besteht darin, dass er seinerseits Gott auch umsonst dienen möchte in freiwilliger Liebe. Aber nun findet er in seinem Fleisch einen widerspenstigen Willen; der will der Welt dienen und danach suchen, wonach es ihn gelüstet. Das kann der Glaube nicht dulden und er packt ihn mit Lust am Hals, um ihn zu unterdrücken und ihm zu wehren.... Wir Christen brauchen also keinen Aufschrei, keine Demonstration, um an althergebrachten Umgangsformen festzuhalten. Natürlich finden wir es schöner, mit Vielen gemeinsam zu feiern, auch Gottesdienst; uns zur Klönstuv, zum Singen, zu Konzerten oder zum Seniorenfrühstück zu treffen. Aber es ist nicht heilsnotwendig, weil Gott uns unser Heil in Jesus Christus schon entgegengebracht hat. Solange es dem Schutz und der Würde der Menschen nicht dient, finden wir andere Umgangsformen. Gottesdienst oder Andacht im Haus, Organisieren von Nachbarschaftshilfe, einzelne Besuche oder einfach 'mal wieder telefonieren. Das andere verlernen wir ja nicht und können es wieder aufnehmen, sobald es geht, ohne sich oder andere zu gefährden. Bis dahin entscheiden wir in tief empfundener christlicher Freiheit, dass die Zeit im Moment etwas anderes erfordert. Wir vertrauen bis zum Beweis des Gegenteils darauf, dass diejenigen, die gewählt oder wegen ihrer fachlichen Qualifikation dazu eingesetzt worden sind, Maßnahmen zum Schutz der Menschen zu planen und zu verordnen, dies auch verantwortlich tun - und haben Lust alles zu tun, um dabei zu helfen.Wir glauben, dass alle Freiheit im christlichen Sinne nur richtig gebraucht wird, wenn siezu Entscheidungen genutzt wird, die Würde und Leben schützen und die staatlichen Organe dabei respektieren und unterstützen. Wir arbeiten nicht begeistert, aber gewissenhaft an den verschiedenen Hygienekonzepten für die unterschiedlichsten Veranstaltungen. Wir glauben nicht an eine Weltverschwörung und sind auch nicht „ferngesteuert", sondern entscheiden selbst, wie wir gute Vorbilder sein können in einer Gesellschaft, die ihre Gewohnheiten rasant ändern muss. So haben sich die Kirchen als durch Christus adoptiertes Volk Gottes immer erfolgreich den Herausforderungen gestellt, die Gott ihnen in die Geschichte geschrieben hat.

Möge es „um Gottes willen" und den Gelüsten des widerspenstigen Willens zum Trotz so bleiben, dass wir auch mit Abstand im Geist verbunden des Nächsten Bestes suchen. Bleiben Sie befreit zu einem gesunden Leben! Ihr Pastor Jörg S. Denecke